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Mit Seife gegen den Schönheitsterror
FLIP #25

Mit Seife von Terrorists of Beauty gegen den Schönheitsterror

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Was Dich hier erwartet:

Was ist das Problem?

66 Beautyprodukte wie Shampoo, Peeling oder Duschgel hat jede Frau zwischen 20 und 29 Jahren laut einer Statista-Studie durchschnittlich im Badezimmer herumstehen. Verdammt viel und es werden immer mehr: Fast 35 Milliarden Euro geben Konsument:innen in Deutschland jährlich für Körperpflegeprodukte aus. Das ist mehr als doppelt so viel wie 1991.

Konsumausgaben für Körperpflege

Dass die Körperpflege-Industrie derart boomt, liegt auch daran, dass sie immer neue Produkte auf den Markt wirft und sie mit immer mehr Werbung pusht. Pro Monat steckt die Branche laut dem Fachmagazin Werben & Verkaufen inzwischen 1,6 Milliarden Euro in Werbung. Bei der Fernsehwerbung wurde 2019 sogar am meisten Geld für Körperpflegeprodukte ausgegeben. Das Ziel dabei: Marken emotional so aufzuladen, dass Verbraucher:innen das Bedürfnis verspüren, immer mehr zu konsumieren. Fast Beauty quasi.

Besonders perfide dabei ist, dass vor allem Frauen suggeriert wird, eine Vielzahl an Produkten zu benötigen, um makellos und schön zu sein. Dass solche Werbung gerade bei Körperpflegeprodukten funktioniert, zeigte bereits das heute in der Werbepsychologie legendäre HOBA-Experiment aus dem Jahr 1976. Konsumforscher:innen führten Proband:innen dabei Werbung für eine fiktive HOBA-Seife mit schönen Landschaften und leicht bekleideten Frauen vor. Das Ergebnis: Die Proband:innen beschrieben die Seife plötzlich mit Eigenschaften wie fröhlich, zärtlich und erregend.

Inzwischen führen die Unmengen an Körperpflegeprodukten aber zu einem ganzen Bündel an Problemen: Sie verursachen eine Flut an Verpackungsmüll und Mikroplastik. Sie enthalten Palmöl, für dessen Produktion Regenwald abgeholzt wird. Sie basieren auf Inhaltsstoffen wie Cholesterol, Keratin oder Lecithin, die aus tierischen Fetten, Haaren, Hörnern und Eiern gewonnen werden. Außerdem werden sie um die ganze Welt transportiert.

Was wollen die Terrorists of Beauty dagegen tun?

“Wir machen eine Kampfansage an die Schönheitsindustrie”, dachten sich Natalie Richter und Mar Navajas Garcia und entwickelten eine Blockseife, die Shampoo, Duschgel und Gesichtsreiniger ersetzen soll. Ihr Ziel: Aufzeigen, dass es im Bad nicht zig verschiedene, sondern nur ein Produkt für alles braucht. Ihr Ansatz: radikale Nachhaltigkeit ohne Kompromisse. Die Konsequenz: Die Seife von Terrorists of Beauty besteht ausschließlich aus natürlichen Inhaltsstoffen. Sie ist palmölfrei, vegan, hergestellt in Deutschland, unisex und 100 Prozent plastikfrei.

Es gehe ihnen nicht darum, Marktführer unter den nachhaltigen und plastikfreien Seifen zu werden, sondern die Gesetze der Schönheitsindustrie zu durchbrechen, sagt Richter. Vor allem die Standards für Körperpflegeprodukte, die die Beautybranche aufgestellt habe, um Profite zu maximieren. Zum Beispiel: synthetische Inhaltsstoffe, Tierversuche, komplizierte Schönheitsbehandlungen, die Aufteilung nach Mann und Frau, das Verbreiten von Defizit-Denke (“ich bin nicht schön genug und muss das mit Produkten ausgleichen”), Plastikverpackungen und Überkonsum. “Unserer Ansicht nach braucht es das alles nicht, um schön zu sein. Wir finden, jeder Mensch ist schön”, sagt Richter.

Die Gründerinnen von Terrorists of Beauty
Die Terrorists of Beauty Gründerinnen Mar Navajas Garcia (links) und Natalie Richter (rechts). Kennengelernt haben sich die beiden in einer WG in Hamburg.
Und funktioniert das auch?

Im Herbst 2018, als es noch kaum plastikfreie Shampoos und Seifen in den Drogeriemärkten gab, kamen Richter und Navajas Garcia nachmittags von ihren Vollzeitjobs nach Hause in ihre WG, produzierten ihre ersten Seifen und ließen sich von Freund:innen für ihre Website fotografieren. Heute drei Jahre später haben sie ihre alten Jobs gekündigt, arbeiten zusammen mit vier Mitarbeiter:innen und verkaufen 100.000 Seifen pro Jahr. Finanziert wird das Unternehmen ausschließlich durch den Verkauf der Seifen. Investorengelder verneinen die Gründerinnen, um unabhängig zu bleiben.

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